Partyfotos – die geheimen Tricks der Partyfotografen

Ok, ich geb’s zu, ich bin kein richtiger Partyfotograf. Aber dennoch begleite ich bei meinen Aufträgen auch oft die Leute noch bis zur Party am späten Abend. Hier nun ein paar Tipps wie eure Partyfotos in Zukunft noch besser werden!

Ihr kennt doch sicher das Problem: Ihr wollt auf einer Party ein Foto machen, Stellt die Kamera auf Automatik, drückt den Auslöseknopf, der Blitz klappt auf, die Kamera macht ein Foto und ihr habt nun eine komplett weiße Person umgeben von viel Schwarz. Wo ist die Umgebung? Eigentlich müssten doch überall bunte Lichter, Spots, Kerzen, ja einfach der ganze Raum sein!?

Da ich leider alle Fotos gleich lösche, die nichts geworden sind, kann ich nur eins verlinken, dass ich über Google gefunden habe. Hier seht ihr den „Effekt“:

Komplett zerstörte Atmosphäre (bitte klicken)

Herzlichen Glückwunsch, ihr habt die Person totgeblitzt. Woher soll die Kamera auch wissen, dass der Hintergrund interessant ist. Für die Kamera zählt nur die Person.
In Situationen wie diesen, müssen wir leider notgedrungen in den Manuellen Modus gehen und braucht im Idealfall einen Aufsteckblitz.

Zack, drehen wir nun am Wahlrad, bis „M“ ausgewählt ist, und stecken den Aufsteckblitz drauf.

Die ganze Partyfotografie besteht eigentlich nur aus einem einzigen Problem und einem Kompromiss (es sei denn man hat eine Kamera die bis ISO 50.000 akzeptable Bilder bringt).

Das Problem

Licht. Bei Parties ist es immer sau dunkel. Wenn ihr versucht korrekt zu belichten, und Bewegungsunschärfe ausgleichen wollt, dann müsst ihr ja etwa 1/120 Sekunde belichten. Bei Offenblende 3.5 oder 2.8 beim Kit Objektiv führt das mal schnell zu ISO Werten im 5-stelligen Bereich. Leider bringt euch auch ein 50 / 0.95 Objektiv nicht weiter, weil die Partygäste ja nicht immer exakt parallel zur Sensorebene stehen, und man sonst nur einen Schärfebereich von wenigen cm hat.

Der Kompromiss

Die Lösung des Problems ist ein Kompromiss. Man stellt die Blende auf etwa 3,5 oder 2.8 ein, je nachdem wie mutig man ist, und wie viele Leute man fotografiert. 2.8 geht bei einer oder zwei Personen, die recht parallel stehen noch recht gut. Hier seht ihr ein Beispiel, bei dem es nicht geklappt hat. Die rechten beiden Personen sind scharf, die linke Person ist außerhalb der Schärfeebene. Dann müsst ihr die Blende weiter schließen (=größere Blendenzahl).

Zwischenablage01

Anschließend wählt man einen passablen ISO Wert aus, 1.600 sollte mit jeder normalen DSLR gut möglich sein. Dann gleicht man mit der Zeit aus. Z.B. 1/4 Sekunde. Macht ein Probebild ohne eine Person. Ist die Atmosphäre von der Helligkeit gut eingefangen? Ist das Bild zu hell, verkürzt die Belichtungszeit, ist das Bild zu dunkel, erhöht den ISO Wert. Nochmal ein Probefoto. Passt die Umgebung? Gut. Ich hoffe, ihr habt euch noch nicht gedacht, dass ich einen Schatten hab, weil man bei 1/4 Sekunde niemals die Kamera ruhig halten kann, geschweige denn Leute fotografieren kann, die sich leicht bewegen. Hier nun der Kompromiss: Der Blitz. Der Blitz ist Fluch und Segen zugleich. Der Fluch ist, man muss wissen wie man ihn einsetzen kann, und wo seine Grenzen sind, der Segen ist: Es ist egal ob man mit 1/4 Sekunde belichtet oder mit 1/200 Sekunde. Denn, der Aufsteckblitz brennt je nach Modell mit etwa 1/20.000 Sekunde ab. Und ob dieser jetzt mit 1/20.000 Sekunde innerhalb der Viertelsekunde blitzt, oder innerhalb der 1/200 Sekunde ist egal. Er friert die Person ein. Vorausgesetzt die Person bekommt genug Blitzlicht ab. Ich blitze gerne immer schräg gegen die Decke mit herausgezogener Reflektorkarte, weil der Blitz sonst zu viel Intensität hat, und die Personen dann recht kühl im Gesicht sind. Denn, die Farbtemperatur von Partylocations ist meist sehr „Warm“, wohingegen der Blitz immer Tageslicht hat, was im Vergleich zu Kunstlicht immer recht kühl ist. Alternativ könnt ihr aber auch (mit stark reduzierter Blitzleistung) direkt blitzen.

Das Licht nimmt im Quadrat zur Entfernung ab. Das bedeutet, je weiter ein Objekt vom Blitz entfernt ist, um so noch weniger Licht bekommt es ab. Dann überwiegt wieder das Umgebungslicht, und ihr habt erneut verschwommene Menschen. Diesen Effekt seht ihr hier. Der Blitz hat es nicht geschafft die Personen komplett einzufrieren

IMG_6690 IMG_6672

An den folgenden beiden Bildern aber seht ihr, wie der Blitz die Personen perfekt eingefroren hat. Ohne Blitz wären sie bei 1/4 Sekunde, da sie sich immer leicht bewegen, zumindest im Gesicht verschwommen.

IMG_6650

IMG_6681

Schnappt euch eure Kamera, und versucht das ganze bei der nächsten Geburtstagsfeier ebenfalls, ihr werdet sehen, die Ergebnisse werden um einiges besser sein als in der Vergangenheit 🙂

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8 comments

  1. Hallo,

    im Nachhinein (wie jetzt beim lesen dieses Beitrags) klingt natürlich alles wieder logisch, was ich bei der letzten Party falsch gemacht habe. Man muss viele Sachen vorher bedenken …., eine Erklärung für die Unzufriedenheit ist oftmals ganz Nahe …. 🙂

    Gruß aus dem Saarland,

    Roland

  2. Gut geschrieben! Habe selbst vor kurzem etwas in der Richtung gemacht und vieles wiedererkannt.

    Also ich mag diese Bewegungsunschärfe samt flirrender Lichter im Hintergrund. Wenn man diesen „surrealen Effekt“ erzielen möchte: Einfach die Personen die man fotografieren möchte, fotografieren und anschließend (so lange noch belichtet wird) die Kamera bewegen. Dadurch kann man richtig surreale Effekte erzielen, vor allem, wenn man die Kamera beim Schwenken, auf Lichter richtet. Die Personen sind ja wegen dem Blitz-Freeze trotzdem scharf.

    Die Faustformel „Das Licht nimmt im Quadrat zur Entfernung ab.“ kannte ich nicht nicht, wieder eine mehr 😀

  3. Moin.
    Könntest du nochmal kurz erklären, warum es trotz Blitz zu diesen verschwommenen Bildern kommt, wo die Personen eine Art „Halo“ um sich haben? Deine beiden vorletzten Bilder zeigen dieses Phänomen, aber ich weiß nicht genau, woher das kommt, und was ich tun kann, um das zu verhindern.
    Ein Tip wäre wirklich super.

    Lieben Gruß

    Thorben

    • Hallo Thorben,

      dies liegt daran, dass das Licht im Quadrat zur Entfernung abnimmt, und hinter den Ohren schon wieder das Umgebungslicht sehr dominant ist, welches ja nicht einfriert, da es „Dauerlicht“ ist. Somit hat man vorne an der Nase und den Augen relativ viel „Blitzlicht“, welches ja durch die kurze Abbrennzeit einfriert, und weiter hinten dann immer mehr Mischlicht.

      Verhindern kann man das ganze nicht. Will man mehr Blitzlicht haben das einfriert, ist entweder die Person überbelichtet (wenn man einfach den Blitz stärker einstellt), oder wenn man versucht, weniger Umgebungslicht zu haben, weil man dann wieder weniger Mischlicht hat, macht man die Stimmung kaputt weil der Hintergrund zu unterbleichtet ist.

      • Danke für die schnelle Antwort.
        Aber ich muss nochmal nachfragen, wie dann die letzten beiden Bilder entstanden sind. Waren die Personen darauf in einem „Lichtloch“ also von keiner Lichtquelle beleuchtet? Denn gerade auf dem vorletzten Bild sieht man ja sehr schön, dass die Frauen perfekt eingefroren sind, die Menschen im Hintergrund auch, und es trotzdem eine tolle Lichtstimmung gibt.

        • Hi Thorben,
          je weiter die Leute weg sind, desto weniger fällt es auf, wenn sie sich bewegen. Das ist wie mit Ultraweitwinkelobjektiven, wenn man da leicht verzittert, fällt es weniger auf als bei Teleobjektiven. Wären die Personen näher dran und außerhalb des Lichtkegels der einfriert, wären bei diesen Leuten sicher auch geisterhafte Konturen zu sehen 🙂

  4. Hallo Stefan,

    viele nützliche Tipps, die Du hier aufführst. Als ich des Öfteren gelesen habe eine Belichtungszeit von 1/10 ist gut, dachte ich wirklich, ich habe mich verlesen. Man sollte diese Art der Fotografie wirklich üben. Zum Beispiel kann man Probleme bekommen, wenn die Decken sehr niedrig sind und dazu noch weiß. Diese Gegebenheit hatte ich vor kurzem.

    Wenn man dann noch wieder nachjustieren muss, ist die Szenerie die man auf dem Bild festhalten wollte schon wieder vorbei. Rauschunempfindlichere Kameras sind bei solchen Lichtgegebenheiten sehr vorteilhaft.

    Ich habe mal drei verschiedene Kameras probiert und dazwischen liegen jeweils Welten. Die Halbformat Nikon D7100, Nikon D3 und die Nikon D750. Obwohl die Nikon D3 schon sehr, sehr gut ist, trumpft die D750 noch mal drüber. Aber wie Du schon sagst, leichtes Rauchverhalten, muss ja nicht immer schlimm sein.

    Viele Grüße aus Lübeck
    André

  5. Ich benutze immer einen alten Stabblitz aus den 80ern.Das TEil Feuert so gut,das ich den ganzen Raum aufhellen kann.Ansonsten arbeite ich auch mit der ISO.Die Leute sollten lieber Fotografieren,als ständig wie ein Anfänger über die Iso zu maulen.

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