Wie fotografiere ich eine Hochzeit ?!

Immer mehr Leute haben in unserer Facebook Gruppe gefragt, was es denn für Tipps gibt, um Hochzeiten zu fotografieren. Doch was steckt eigentlich alles dahinter, wenn man eine Hochzeit fotografieren will (oder „muss“) ?

Das Problem ist oft nicht nur die Ausrüstung, sondern auch die fehlende Erfahrung mit schwierigen Lichtsituationen und der Ausrüstung.

Beginnen wir einmal mit meiner Geschichte…

Es war einmal…

Angefangen mit der Hochzeitsfotografie hab ich wie viele andere auch: Ich wurde von Freunden, die wenig Geld hatten, gefragt, ob ich die Hochzeit fotografieren will, weil ich ja so gute Bilder mache. Damals war mir noch nicht bewusst, dass schöne Blümchenfotos leider was komplett anderes sind als Hochzeitsfotos.
Ich war damals (wegen den Blümchen) schon ein Fan von Festbrennweiten, weil Bokeh einfach meine Welt ist. Ich zog los, mit meiner 550D, einem Aufsteckblitz, dem 18-55, dem 50 1.8 und dem 85 1.8. Vor dem Standesamt hab ich ein paar Fotos mit dem 85 1.8 gemacht, ich wollte nicht zu sehr im Mittelpunkt stehen, und ich mochte einfach das Bokeh des Objektivs. Ein paar Fotos hab ich dann auch mit dem 18-55 gemacht, weil einige Leute Fotos von sich wollten, und ich sonst zu weit weg gestanden wäre. Handyschnappschüsse hätten glaub ich besser ausgeschaut, aber was solls.
Ich bin dann mit meiner kleinen Kamera Tasche in das Standesamt, das 18-55 noch drauf, weil eben alles recht beengt war. Da es dunkel war und meine Bilder alle verschwommen sind (Außer dem AV Modus kannte ich nichts), hab ich meinen Blitz drauf geschnallt, und beim ersten Foto wusste ich, dass die Fotos irgendwie scheiße sind. Vorne alles hell, hinten alles dunkel. Ob das nun besser ist als unscharf? Egal. Das 50 1.8 drauf geschnallt und weiter ging es. Da wurden die Fotos wenigstens scharf, auch wenn ich keine Übersichtsbilder mehr hatte. Wie dem auch sei. Irgendwann ging es in den Trausaal, recht klein, ich bin andauernd herum gewuselt, hab zur Sicherheit meinen Blitz auf der Kamera gelassen, und das 50er und 85er abgewechselt. Sonst wäre es ja zu langweilig gewesen. Die Personen vorne waren alle recht unnatürlich Weiß, aber kein Plan woran das gelegen hat. Egal, weiter gehts.
Kurz ein Späßchen mit einem Gast gemacht den ich schon lange nicht mehr gesehen hab, und schon war die Ringübergabe. Scheiße, die haben ja schon ohne mich angefangen. Egal. ein Foto hab ich ja davon.
Im Anschluss ging es dann raus in den Garten, Baum, dahinter eine olle Steinmauer, egal. Alle sollen sich unter den Baum stellen. Die Augen waren bei jedem ziemlich zugekniffen, weil die Sonne leider von vorne gekommen ist. Aber ich kann ja nicht einfach die Sonne ausschalten. Egal, Hauptsache alle sind drauf die dabei waren!
So, kurzes Paarshooting. Sie wollten ja auch noch Einzelfotos. Hmm. Keine Ahnung, ich war ja noch nie da. „Stellt auch mal auf die Straße!“ Die Sonne stand schön hinter dem Brautpaar, ich vorne mit dem 85er drauf. Ein gar nicht mal so schlechtes Foto! Wären die Gesichter nicht fast komplett schwarz gewesen. Egal. Ab zum Wirt, da ist ja ein Tisch bestellt.
Hier noch ein paar Fotos, dazwischen kurz Essen, und schon war der Abend auch wieder vorbei.

Damals: Anstrengend, aber lief!

Heute: Vom Anfang bis zum Ende lief einfach fast alles falsch. Ich hatte keine scharfen weitwinkligen Aufnahmen, ich hatte eigentlich kein Foto von der Ringübergabe, ich hab nur ein total unterbelichtetes Foto vom Paarshooting, das man nicht mal mit dem RAW retten kann, ich hab ein Gruppenfoto, das ein 10 Jähriger mit dem Handy besser hinbekommt und beinahe 2 Freunde verloren.

„Aber die Blümchenfotos waren ja so toll… warum sind jetzt so viele Fotos unscharf? Und warum fehlen so viele Leute auf den Fotos?“

Die Ausrüstung

Generell gilt bei Hochzeiten: Man kann nie genug Licht (= Offenblende, rauscharmer Sensor) haben. Nehmen wir einmal dieses Bild als Beispiel. Eine ganz normale Kirche, irgendwo in Deutschland.

ISO 5000 200mm 2.8 1 100 Sekunde

Die EXIFs verraten: 200mm, Blende 2.8, 1/100 Sekunde, ISO 5.000 (und nachträglich noch fast eine Blende aufgehellt)

Mit einer Vollformat Kamera und dem Objektiv kein Problem. Nehmen wir aber mal einen Standard Hobbyfotografen: Er hat eine Crop Kamera, und dazu vielleicht als Tele ein 70-300. Dieses Objektiv hat leider nur eine variable Offenblende von 4.0-5.6. Rechnet man die EXIFs auf eine Blende von 5.6 um, dann kommt man bei gleicher Belichtungszeit (die braucht man um Bewegungsunschärfe zu verhindern) auf einen ISO Wert von 20.000 (2 Blendenstufen). Und dann nochmal um eine Blende aufhellen, wodurch man rein rechnerisch bei ISO 40.000 landet.
Abgesehen davon, dass die meisten Crop Kameras nur maximal ISO 25.600 schaffen, weiß man glaub ich wie das Ergebnis aussehen wird.

Die Objektive

Man schafft sich lichtstarke (Blende 2.0 oder besser) Linsen an und/oder man schafft sich eine Vollformatkamera an (bzw leiht sich eine. Am besten von einem Bekannten, denn man braucht definitiv mindestens eine Woche Einarbeitungszeit). Mit lichtstarken Linsen kann man auch mit einer Crop Kamera sehr gut Hochzeiten fotografieren. Im Normalbrennweitenbereich und leichten Telebereich hat man eine recht gute Auswahl. Zum einigermaßen günstigen Preis bekommt man gebraucht recht günstige 35 2.0, 50 1.4/1.8 oder 85 1.8 Linsen. Außerhalb von diesem Bereich wird es dann leider exponentiell teurer. Im Telebereich hat man als einzige Linse ein 135 2.0, im Weitwinkelbereich gibt es eigentlich nur das Sigma 18-35 1.8, das lichtstark genug ist um an allen Locations genug Licht zu haben.

Will man zusätzlich mit einem Ultraweitwinkel- oder Teleobjektiv arbeiten, dann führt kein Weg an einer Vollformat Kamera vorbei. Denn man landet in der Kirche oder einem dunklen Standesamt eigentlich immer bei ISO 4.000-5.000. Das mag bei privaten Fotos nicht stören, wenn man aber ein Fotobuch erstellt, oder man etwas croppen muss (und das muss man recht häufig, weil man nicht immer die Zeit hat den Fokuspunkt zu wechseln), dann fällt das rauschen sehr störend auf.

Die Kameras

Richtig, ihr braucht Kameras, also mehr als eine. Zum einen habt ihr einfach nicht die Zeit andauernd die Objektive zu wechseln, zum anderen habt ihr somit immer ein Backup. Bei mir ist es schon ein paar mal vorgekommen, dass eine Kamera einen ERROR angezeigt hat, den ich nicht innerhalb von ein paar Sekunden beheben konnte. Würde ich mich damit beschäftigen die Fehlerursache zu finden (wenn sie überhaupt zu beheben ist), würde ich wichtige Fotos verpassen. Deshalb lass ich die Kamera erst mal wie sie ist, fotografiere mit der anderen weiter und kümmere mich um den Fehler, wenn ich weiß, dass Zeit ist. Ich benutze einen SpiderPro Dual Holster, somit hab ich immer die Hände frei, die Kameras baumeln nicht unkontrolliert rum und ich kann sie schnell wechseln.
Ganz wichtig ist, dass du deine Kameras blind bedienen kannst. Es bringt nichts, wenn du ein Foto machst, es total unter- oder überbelichtet ist, und du das Problem nicht innerhalb von 3 Sekunden lösen kannst. Bis dahin hast du den Einzug, Auszug oder die Ringübergabe verpasst.

Das Zubehör

Man sollte immer einen kleinen Blasebalg dabei haben, mit dem man den Sensor frei pusten kann, wenn aus irgendeinem Grund plötzlich ein großes Staubkorn auf dem Sensor ist. Es würde in der Nachbearbeitung Unmengen an Zeit verbrauchen, bei wirklich jedem Foto den Fleck zu entfernen.
Außerdem braucht man natürlich Ersatzakkus, am besten in einem Batteriegriff, damit man die Akkus nie wechseln muss. Ersatz braucht man trotzdem, denn ein Akku kann auch mal den Geist aufgeben, oder man lässt die Kamera im Live View aus versehen liegen und der Akku ist leer gesaugt.
Ersatzspeicherkarten sind ebenfalls nicht schlecht, falls mal eine defekt sein sollte. Es gibt zwar viele Tipps, die sagen, man sollte viele kleine nehmen und diese wechseln, falls mit einer Speicherkarte etwas ist. Ich bin kein Fan davon, denn erstens kostet es immer Zeit die Speicherkarten zu wechseln, und die Chance, dass bei mehreren Hochzeiten Fotos verloren gehen ist dadurch um einiges höher. Da man eh mit zwei Kameras fotografiert, hat man vielleicht bei einer von 100 Hochzeiten mal nur die Hälfte der Bilder, aber das ist besser als wenn einem bei jeder 20. Hochzeit jedes fünfte Bild Fehlt und man sich jedes mal rechtfertigen und ärgern muss.
Da man in der Kirche und dem Standesamt nicht blitzt (das stört einfach ungemein), brauchen wir eigentlich nur einen Blitz mit Funkauslöser für das Paarshooting. Zusätzlich verwende ich dort immer noch eine SMDV Softbox an einem Boomstick, den der Assistent hält. Alternativ ist natürlich auch ein Reflektor möglich.

Der Assistent

Den Assistenten finde ich immer sehr wichtig. Denn es ist im Nachhinein immer interessanter zwei verschiedene Blickwinkel zu haben. Einer Fotografiert die Braut beim reingehen in die Kirche von vorne, der Assistent fotografiert von hinten und hat die sich umdrehenden Gäste auf dem Foto. Beides sind unvergessliche Momente, die man festhalten sollte. Gleiches gilt bei der Ringübergabe, da könnte der eine Fotograf mit einem Tele auf die Ringe halten, und der andere fotografiert weitwinklig das komplette Brautpaar und die Kirche.
Beim Paarshooting ist er auch sehr wichtig, irgendwer muss ja die Softbox oder den Reflektor halten.

Die Vorbereitungen

Zu einer Hochzeit gehören definitiv ein paar Vorbereitungen.

Zuerst einmal muss die Ausrüstung gecheckt und gesäubert werden. Sitzt der Fokus bei den Objektiven? Sind alle Akkus geladen? Ist der Sensor frei gepustet? Sind die Front- und Rücklinsen der Objektive alle gereinigt? Habe ich genug Ersatzakkus für die Kameras und die Blitze dabei? Sind die Speicherkarten leer (das wird lustig, wenn man die Fotos der letzten Hochzeit noch nicht auf den PC übertragen hat, man aber nur noch 10 Fotos frei hat auf der Speicherkarte und sonst keine andere dabei hat…)?

Dann sollte man sich die Location anschauen. Ist es im Umkreis, fährt man am besten mal mit der Kamera in der Kirche vorbei und schaut, wie es vom Licht ist. Dann hat man gleich mal eine erste Einschätzung. Man sieht auch gleich, wo man sich am besten positionieren kann. Ist die Location zu weit weg, muss man notgedrungen bei Google nach Fotos von der Location schauen und vielleicht findet man ja auch auf irgendeiner Fotoplattform ein Foto, das in der Location gemacht wurde und hat die EXIFs. Schaut auch gleich nach Spots für das Paarshooting, wenn es gleich stattfinden soll.

Da man ja eh mit dem Brautpaar im Kontakt ist, wäre es ratsam nach dem Dresscode zu fragen. Es gibt nichts schlimmeres als mit einer Jeans und T-Shirt zu fotografieren, wenn Anzug Pflicht ist. Hier mein typisches Outfit, dass ich bei Hochzeiten an habe:

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Außerdem sollte man sich vom Brautpaar eine Liste geben lassen, was wann wo geplant ist. Es gibt nichts schlimmeres als andauernd das Brautpaar fragen zu müssen, wo es nun hingeht und was nun als nächstes ansteht. Das Brautpaar will den Tag genießen und hat weder Lust noch Zeit die Fragen zu beantworten.

Abgesehen vom Brautpaar, muss man sich auch noch mit den Standesbeamten und Pfarrern absprechen. Es ist nicht immer und überall erlaubt zu fotografieren. Im Standesamt ist es verhältnismäßig oft so, dass man zwar den Einzug fotografieren darf, aber dann, bis kurz vor der Ringübergabe ist Fotografieverbot, um die Zeremonie nicht zu stören. In der Kirche ist es unter Umständen ähnlich, wenn auch seltener. Fragt dort bitte den Pfarrer, wo ihr überall hin dürft. Manchmal ist die Altar Linie die Grenze, manchmal dürft ihr überall hin, auch auf die Kanzel. Sobald ein Gebet ist, steckt eure Kamera ein, legt die Hände übereinander und genießt die Ruhe. Fotografieren ist hier nicht angebracht, auch wenn der Pfarrer es sicher erlauben würde.

Der Tag der Tage

Nun ist es also so weit. Ihr habt eure Sachen gepackt, fahrt zur Location und auf der Hälfte der Strecke fragt ihr euch, ob ihr nicht was vergessen habt. Deshalb lege ich immer alles auf den Boden, denn manchmal denkt man, man hat etwas eingepackt, aber dann liegt es doch noch im Schrank. Das war übrigens die Ausrüstung von der am Anfang beschriebenen Hochzeit.

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Es ist natürlich sehr praktisch vor den Gästen und vor allem dem Brautpaar an der ersten Location zu sein. Man will ja auch Fotos haben, wie sich die Gäste begrüßen. Aber verpasst nicht den Moment in dem das Auto vorfährt. Vor allem wenn die Braut aussteigt, solltet ihr hiervon ein Foto machen.

Standesamt/Kirche

Da das Licht außerhalb von Gebäuden in der Regel immer recht gut ist, könnt ihr hier im AV Modus fotografieren. Offenblende für ein schönes Bokeh, den Rest macht die Kamera.
Den Einzug in die Kirche kann man von vorne oder hinten fotografieren. Wenn man alleine ist, dann empfiehlt es sich das Brautpaar von vorne zu fotografieren. Ihr müsst also rechtzeitig in das Standesamt oder die Location. Verpasst den Moment nicht! Sollten Gäste im Weg sein, dann seid nicht rüpelhaft, aber verschafft euch einen Durchgang 😉 Stellt aber auf jeden Fall eure Kamera um. Durch das fehlende Licht im Standesamt oder der Kirche wird die Kamera die Belichtungszeit stark reduzieren. Im Prinzip abhängig von der Brennweite. Das bedeutet, bei einem 200mm Objektiv wäre der AV Modus bei vielen Kameras die „mitdenken“ kein Problem. Bei einem 35mm Objektiv aber geht die Kamera sicher auf 1/50 Sekunde herunter und ihr habt Bewegungsunschärfe.

Die Einstellungen

Stellt die Kamera also auf den M-Modus, wählt die Offenblende (oder blendet ein klein wenig ab), Belichtungszeit auf 1/125 Sekunde und ISO Automatik. Einen manuellen ISO Wert würde ich nicht einstellen, die Lichtverhältnisse ändern sich zu schnell, je nachdem ob die Person in der Nähe von einem Fenster steht, oder in einer Nische ist, oder was auch immer. Und los gehts! Achtet auf jeden Fall darauf, dass ihr abwechslungsreich fotografiert. Detailaufnahmen sind zwar schön, aber Weitwinkelaufnahmen sind einfach mal was anderes zwischendurch 🙂

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Achtet darauf, dass ihr Emotionen auf euren Fotos habt. Echte, richtige Emotionen. Sobald irgendwer in die Kamera schaut, drücke ich nicht ab. Ich will authentische Fotos, die nicht gestellt sind (zumindest bei der Reportage).
Es bringt auch nichts, ein und das selbe Foto 10 mal hintereinander zu machen. Wenn das Brautpaar sitzt oder steht, und es verändert sich nichts an der Mimik, und ihr verändert nichts an eurer Position, dann reichen 2-3 Bilder, um auszuschließen, dass eins zufällig einen Fehlfokus hat. Man macht zwar so viele Bilder wie möglich, um zusätzlich ein paar gute Zufallsbilder zu haben (Mutter wischt sich die Träne aus dem Gesicht oder ähnliches, was man nicht planen kann wie den Kuss oder die Ringübergabe), aber man sollte dennoch im Auge haben, dass man die Bilder auch alle aussortieren muss. Je nach Dauer und Art der Hochzeit landet man bei etwa 3.000 Fotos, und jedes Foto muss gesichtet werden. Nehmen wir mal an, man braucht im Schnitt 3 Sekunden um ein Foto zu bewerten (Schärfe passt, Bild an sich passt), dann ist man ohne Pause bei 2,5 Stunden für den ersten Durchlauf. Dann hat man aber immer noch etwa 400-600 Fotos übrig, am Ende will man aber dem Brautpaar nur maximal 150 für den ganzen Tag geben. Sonst langweilt man sich beim anschauen.

Paarshooting

Die meisten Brautpaare wollen zwischen Kirche und Feierlocation das Paarshooting machen. Ich bin kein Fan davon, aber es lässt sich manchmal nicht anders einrichten. Ich schlage den Paaren immer vor, das Paarshooting am nächsten Tag zu machen, weil man dann einfach mehr Zeit hat, dennoch wollen es viele am gleichen Tag hinter sich gebracht haben.

Man sucht sich eine gute Location in der Nähe und fängt an. Und dann kommt das größte Problem. Wie stelle ich die Leute wo hin?! „Küsst euch mal!“ Klick. „Nehmt euch mal an den Händen“ Klick. „Schaut mal zu mir!“ Klick. „Schaut mal verträumt nach vorne“ „Wie meinst du das?“ „Ja einfach nach vorne schauen halt!“ Klick.

Ich glaube ihr wisst, wie die Ergebnisse aussehen. Da kann man nicht mal mit der Nachbearbeitung irgendwas retten. Niemand.

Das Brautpaar wird zuerst einmal sehr verspannt sein. Die Frauen weniger, die Männer mehr. Noch nie vor der Kamera gestanden, und jetzt müssen sie auf einmal Model spielen. Das ist nicht so ganz einfach. Sag zu einer Frau: „Stell dich mal hin!“ Sie wird sich hinstellen, leicht zur Seite drehen, einen Fuß einknicken, die Hand in die Hüfte drücken und mit der anderen Hand den Brautstrauß herumwirbeln und „Jihaaaa“ rufen. Sag zu einem Mann: „Stell dich mal hin!“ und er wird sich frontal zur Kamera stellen, die Arme und die Schultern herunterhängen lassen und den Oberkörper leicht nach vorne krümmen. Ich leg dann meine Kamera zur Seite, stell mich genau so vor ihn und sag: „Kennst du die einen Affen da im Tierpark?“ und wackle mit den Armen. Von ‚Depp‘ bis ‚Arsch‘ hab ich schon alles gehört, macht aber an diesem Tag nichts, weil alle so euphorisch sind, dass man ziemliche Narrenfreiheit hat. Die Braut wird lachen, und der Bräutigam gleich mit. Stimmung gelockert => Körperhaltung noch nicht ganz. Lass das Paar zwischen Bäumen oder auf einem Weg oder wo auch immer vor und zurück laufen, leg dich mit einem Tele auf die Lauf-Linie und mach die ersten Fotos. Das Paar wird entspannter. Zeig ihnen schon mal das erste Bild, wo der Hintergrund schön verschwimmt und sie gut separiert sind.

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Nun kann man die Braut auch mal alleine laufen lasen. Nichts gegen die Männer, aber die Frau ist leider der Star des Tages 😉

„Bleib mal stehen!“ „Warum?“ „Ich glaub du hast du einen Käfer an deiner Schleppe, heb sie mal hoch!“ „Da ist doch gar nichts!“ Klick „Stimmt!“

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Nach der Braut darf der Bräutigam auch mal wieder ran. Motorische Meisterleistung. Über Kreuz mit den Händen ein Herz formen. Viel schwieriger als es aussieht. Aber machbar!

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Auch beim Paarshooting gilt, macht die Fotos nicht zu eintönig. Hier könnt ihr von 8mm bis 600mm eigentlich alles verwenden! Mein Lieblingsobjektiv ist zwar das 35 1.4, aber ab und zu greife ich doch zum 14er oder 200er.

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Doch bei einer Hochzeit geht es nicht nur um die Personen an sich, sondern auch um die anderen Details. Ihr solltet also nicht vergessen, den Fokus auch auf den Brautstrauß, die Manschettenknöpfe oder die Schuhe des Brautpaares zu lenken. Das lockert die Atmosphäre ebenfalls immer etwas auf.

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Aber nicht alle Posen und alle Umgebungen passen zu jedem Brautpaar. Das ist etwas, für das man einfach Erfahrung und einen gewissen Blick braucht. Manchmal ist es einfacher, manchmal schwerer das umzusetzen, was man will. Alleine einfache Anweisungen wie „Leg mal deine Hand auf Wange des Bräutigams und schau ihn verliebt an“ können 9 von 10 Paaren nicht umsetzen. Deshalb braucht man immer ein kleines Gespür, was man mit wem durchführen kann und was nicht.

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Für das Gruppenfoto müsst ihr auch überlegen, wie man es umsetzte. Bei kleinen Gruppen bin ich ein Fan davon sie nebeneinander anzuordnen, und mit einem Tele am Boden liegend bei maximaler Brennweite zu fotografieren. Sind es sehr viele Leute, hat sich bewährt, dass die Leute eine Herzform bilden, und ich von weiter oben fotografiere (Leiter, Tisch, Balkon)

Hochzeit Martin und Helena - Munich - 76

Bei der Party nach der Hochzeit verhält es sich wie mit Partyfotos allgemein. Hierzu gibt es einen separaten Artikel auf diesem Blog.

 

Ich hoffe ich konnte euch ein paar Tipps und Ratschläge geben, die ihr umsetzen könnt, wenn ihr nicht daran vorbei kommt, eine Hochzeit zu fotografieren 😉

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5 comments

  1. Sehr interessanter Artikel. Viele Leute unterschätzen Hochzeiten einfach Maßlos, wie du es schon in deiner anfänglichen Horrorgeschichte zeigst.
    Ich wage mich noch lange nicht an Hochzeiten ran. Im Moment mache ich öfter mal was im Bereich People Fotografie, aber nur in dem Rahmen, das es schief gehen darf 😉 Das ist denke ich die beste Übung.
    Und dann fehlt auch noch die richtige Kamera und das dealen mit schlechten Lichtsituationen.

  2. Sehr hilfreiche Artikel, sehr schön und humorvoll geschrieben, hut ab 🙂

  3. Sehr schön und lebendig geschrieben, lieber Stefan.
    Fazit: Hab doch einige richtige Ansätze in meinem Vorgehen entdeckt. 😉

  4. Cool, diese Version mit dem Herz kannte ich noch gar nicht.

    Sehr gute Bilder!

    • Man lernt nie aus 😉 Man muss aber schon ziemlich viel rum wurschtln bis die Finger alle einigermaßen passen, und das Brautpaar muss ähnlich groß sein. Wenn einer 5cm kleiner oder größer ist, wird es schon eine ziemliche Verrenkung ^^

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