Fotos auf Gleisen – ein tödlicher Trend

Man sieht immer wieder im Internet Fotos kursieren, auf denen beste Freundinnen eine Selfie auf Gleisen machen, eine Familie oder ein Hund die Gleise entlang schlendern, oder sich ein halb nacktes Model auf den Gleisen räkelt. Selbst professionelle Fotostudios bieten diese Art von Bildern an. Auch wenn diese Profis wirklich stillgelegte Strecken kennen sollten, so wissen das die Nachahmer oft nicht.

Generell gilt, das Betreten von Gleisen ist nach §64b Absatz 2 Eisenbahnbetriebsordnung verboten und wird mit einer Geldstrafe bis zu 5.000 € geahndet. Sobald der Triebfahrzeugführer eine Vollbremsung einleiten muss, und Personen im Zug verletzt werden, kann es unter Umständen zu einer strafrechtlichen Verfolgung mit bis zu 10 Jahren Haft und zivilrechtlichen Klagen führen. Da man dies alles in Kauf genommen hat, und nicht „aus Versehen“ auf den Gleisen ist, wird dies in der Regel kein gutes Ende nehmen.
Sobald Personen auf dem Gleis festgestellt werden, kommt es erst einmal zum Erliegen des Bahnverkehrs. Durch diese Betriebsstörungen können ebenfalls Kosten auf die „Fotografen“ zukommen.

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By Kabelleger/David Gubler (http://www.bahnbilder.ch)(Own work: http://bahnbilder.ch/picture/4338)[GFDL or CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Ein Güterzug hat in der Regel eine Geschwindigkeit von etwa 120 Km/h, dann geht es über IC/EC hin zum ICE mit 250 Km/h. Bei einer Lautstärke des Zuges von etwa 80 Dezibel hat das Geräusch des Zuges, wenn man den Wind vernachlässigt, bei 180 Metern eine Lautstärke von etwa 30 Dezibel, was man gerade als leises Geräusch wahrnimmt. Ein Güterzug, der verhältnismäßig langsam ist, legt diese Strecke in 5,4 Sekunden zurück. Der ICE bei voller Geschwindigkeit in 2,6 Sekunden.

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By Wiki05 (Own work) [CC0], via Wikimedia Commons

Die normale Reaktionszeit eines Menschen beträgt etwa 0,5 Sekunden, um zu realisieren, was überhaupt los ist. Hört man den Zug (und realisiert man sofort, dass es der Zug ist, und nicht ein Auto oder sonstiges, was vielleicht in der Nähe fährt), hat man beim Güterzug noch 5 Sekunden, beim ICE noch 2 Sekunden um von den Gleisen zu kommen.
Dann kommt erst einmal die Schocksekunde, und die Zeit, bis man sich instinktiv umgedreht hat. Beim Güterzug bleiben nun nur noch 4 Sekunden, beim ICE 1 Sekunde.
In weiteren 0,5 Sekunden entscheidet man sich, wo man nun hin läuft. Damit bleiben beim Güterzug noch 3,5 Sekunden, beim ICE noch 0,5 Sekunden.
Und in dieser Zeit muss man nun noch mindestens 1,5 Meter (halbe Zugbreite) überwinden. Dabei ist der Untergrund oft nicht betoniert, sondern besteht aus Steinen, bei denen man kaum Halt hat, und sehr unsicher steht.
Beim ICE reichen diese 0,5 Sekunden gerade einmal aus um den dominanten Fuß in den Boden zu stemmen, man kommt nicht einmal dazu, los zu laufen und wird einfach überrollt.
Beim Güterzug fängt man an loszulaufen, kommt von den Gleisen weg, aber sobald der Triebwagen vorbei ist, wird man – auf Grund der fehlenden Aerodynamik – durch den Sog zwischen Triebwagen und ersten Waggon gezogen und dann überrollt.

Eine Notbremsung ist nie erfolgreich möglich, da ein Zug zwischen 1000 – 2500 Meter zum Stillstand braucht. Der Zug wird euch, wenn er euch überrascht, immer überrollen, und das Leben eurer Nächsten und des Lokführers ist bis an deren Lebensende zerstört.

Hier noch ein Video der Deutschen Bahn, welches das „Problem“ gut darstellt:

Aktuelle Meldung aus der Presse: http://amp.mopo.de/news/panorama/zug-kam-ploetzlich-angerast-hochzeits-fotoshooting-auf-gleisen-endete-beinahe-toedlich-28270182

Pro Jahr sterben etwa 100 Personen durch das betreten von Gleisen – seid bitte keiner davon!

 

 

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