"Wie bekomme ich den Hintergrund schön unscharf?"

Wie bekomme ich den Hintergrund unscharf? Eine der häufigsten Fragen, wenn man eine neue Kamera in der Hand hat. Hier versuchen wir mal zusammenzufassen, welche Faktoren Einfluss auf die Tiefenschärfe haben. 

Für viele tatsächlich eines der Argumente sich eine Spiegelreflexkamera zu kaufen – denn ein Portrait sieht einfach gleich viel besser aus, wenn der Hintergrund ein wenig verschwimmt.
Das erreichst du, in dem du folgende Dinge versuchst umzusetzen:

  • Blende möglichst offen
  • Distanz zwischen Motiv und Hintergrund möglichst groß halten
  • Nah ran!
  • Höhere Brennweite benutzen

Blende möglichst offen:

Ein wichtiges Element deines Objektivs ist die Blende. Eine offenere Blende (der Wert möglichst gering – zum Beispiel f2.8 oder sogar f1.8) sorgt dafür, dass mehr Licht in die Kamera fällt und sich die Tiefenschärfe verringert (der fokussierte Bereich bleibt natürlich scharf, der Bereich davor und dahinter gleitet nur früher in die Unschärfe). Je weiter du die Blende schließt, desto dunkler wird das Bild und desto mehr nimmt auch die Tiefenschärfe zu bis es bei ca. f/8-f/11 fast komplett scharf wird.
Welchen Wert die Blende annehmen kann, liegt übrigens am Objektiv. Es gibt Objektive mit größerer Offenblende – da kann dann mehr Licht einfallen und der e ist deutlicher.  Da es besonders schwierig ist lichtstarke Zoomobjektive zu bauen, sind die Lichtriesen (und deshalb auch Unschärfe-Riesen) meistens Festbrennweiten mit Blenden von f1.8 oder sogar f1.2 bis zu f0.95. Die teureren Zoomobjektive öffnen sich bis f2.8 – Ausnahmen bestätigen die Regel! Und natürlich – je lichtstärker, desto teurer!

Distanz zwischen Objekt und Hintergrund möglichst groß halten:

Stell dir vor du machst ein Portrait vor einer Raufasertapete. Und du möchtest nicht, dass man die einzelnen Poren der Tapete erkennt. Dann ist es sinnvoll, das Model möglichst weit von der Tapete wegzusetzen. Wenn du dann den Schärfebereich auf das Model legst, ist die Wand dahinter so weit davon entfernt, dass sie im Unschärfe-Bereich liegt und man sie nur noch schemenhaft erkennt.

Nah ran ans Motiv:

Nun, das ist relativ selbsterklärend, funktioniert wie dein Sehvermögen. Schließ mal ein Auge und halte die Hand in 30cm Abstand vor dein offenes Auge. Dann visier die Hand mal an und beweg sie auf dein Auge zu und wieder davon weg. Du wirst merken, der Hintergrund wird auch unscharf. Das ist der gleiche Effekt!
Je näher das Motiv an dir ran ist, desto weiter ist (im Vergleich zur Distanz Kamera-Motiv) auch der Hintergrund weg.

Nah ran!
„Nah ran“ ist das Motto!

Höhere Brennweite benutzen:

Die Brennweite, einfach bezeichnet der „Zoom“ der Kamera. Dein Standard Objektiv ist sicherlich ein Zoom-Objektiv. Anfangsbrennweite vermutlich irgendwas bei 18mm, Endbrennweite vielleicht um die 70mm rum (das sind die Zahlen oben auf deinem Objektiv). Bei 18mm bist du im Weitwinkelbereich, bei 70mm schon ordentlich nah dran. Und je höher die Brennweite, desto feiner klappt das mit der Unschärfe.

Aber Vorsicht.
Noch sind wir nicht ganz fertig. Denn eine Pointe kommt noch. Denn die letzten beiden Punkte gleichen sich quasi aus:

Stell dir vor, du möchtest ein Ganzkörper-Portrait schießen. Das machst du einmal mit einem 35mm-Objektiv, Blende f2.8 eingestellt und gehst so nah ran, dass du das ganze Model noch drauf hast.
Dann machst du das gleiche Bild noch einmal, mit einem 200mm-Objektiv. Dazu musst du ein ganzes Stück weggehen (beißt sich mit der „Nah ran“-Regel, aber du hast ja eine hohe Brennweite). Du wählst genau den gleichen Bildausschnitt. Und siehe da: Das Bild sieht ein wenig anders aus (weil 200mm eine andere Verzerrung aufweist als 35mm), aber es ist exakt gleich unscharf. Was bedeutet das? Dass ihr euch um Brennweiten und Distanz keine Sorgen machen braucht, wenn ihr einen bestimmten Bildausschnitt wollt. Da kommt es hauptsächlich auf die Blende an.

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Bei Portraits lenkt geringe Tiefenschärfe den Blick auf die Person

Mit größeren Sensoren lassen sich ausserdem bessere Unschärfe-Effekte erzielen. Ich vergleiche jetzt mal eine APS-C Kamera (zB. Nikon D3300) und eine Vollformat-Kamera (Sony a7).
Wieder möchte ich ein Ganzkörper-Portrait machen. Ich gehe drei Meter vom Model weg, habe an der Nikon ein 35mm Objektiv, Blende f2.0. Mache ich das gleiche Bild mit der Sony, wieder drei Meter weg, bräuchte ich um ein schönes Ganzkörper-Portrait zu machen, ein 50mm-Objektiv. Denn die Sony hat einen größeren Sensor, bildet damit einen größeren Bildausschnitt ab und deshalb muss ich etwas ranzoomen um das gleiche Foto zu erhalten. Ergebnis: Alle Parameter sind gleich, nur die Brennweite ist höher. Deshalb wird der Hintergrund an dem Sony-Foto unschärfer.

Aber keine Angst. Der Unterschied ist da und sichtbar, aber es nimmt sich nicht so viel, dass man unbedingt eine teure Vollformat-Kamera bräuchte. Wenn ihr die Oberen Parameter beachtet, bekommt man das mit allen Arten von Kameras hin!

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