Das Backup – wichtiger als man denkt

Aus gegebenen Anlass (in unserer Facebook Gruppe wurde ein Foto geteilt, auf dem stand, dass jemand seine Kamera mit allen Familien und Hochzeitsbildern beim Ausflug vergessen hat) möchte ich euch auf ein sehr wichtiges Thema aufmerksam machen: Das Backup. Zuerst einmal erkläre ich euch allgemein, was es für Backups gibt, und gebe euch dann Tipps, wie ihr es im (Fotografen)Alltag am besten umsetzen könnt.

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Mit einem Backup könnt ihr euch vor Datenverlust schützen. Was bei Firmen üblich und unabdingbar ist, wird bei Privatpersonen oft vernachlässigt. Denn meistens denkt man: Das passiert mir nicht. Doch weit gefehlt. Festplatten sind recht anfällig für Fehler, eine externe Festplatte als einziger Speicherort für alle Bilder kann auf den Boden fallen, es kann einen Wohnungsbrand oder aber auch Diebstahl geben.

Backups werden in der Regel auf mehrere externe Festplatten gesichert (pro Tag eine Platte, oder pro Woche, je nachdem wie sehr man an seinen Daten hängt). Das hat den Vorteil, dass man die Kapazität immer erweitern kann, und sie auch außerhalb der Wohnung lagern kann (was bei einem Wohnungsbrand z.B. sehr von Vorteil ist; Jeden Monat ein Backup mit in die Arbeit zu nehmen und dort in die Schublade zu legen, kann nicht schaden damit nicht wirklich alle Erinnerungen verloren sind). Beachtet bitte, dass ein Backup im Idealfall nicht einfach nur ein Kopieren der Daten auf einen anderen Datenträger ist, sondern man mit einem Backup auch in die Vergangenheit schauen kann! Das bedeutet, habt ihr mal ein Foto aus Versehen gelöscht, könnt ihr es mit einem „richtigen“ Backup wiederherstellen!

Euer Backup ist immer eine zusätzliche Version von einem Bestand, der bereits existiert. Es macht keinen Sinn, nun alle Fotos auf eine einzelne externe Festplatte zu schieben, denn wenn diese herunterfällt, dann sind auch alle Daten weg. Backup bedeutet also nicht, ich verschiebe alle Bilder auf eine externe Festplatte!

Damit ihr bei den diversen Backup Programmen (es gibt sehr viele kostenlose und kostenpflichtige Programme, schaut einfach welches euch am besten taugt) versteht, was diese mit bestimmten Fachbegriffen meinen, hier eine Erklärung:

NAS

Wenn ihr diesen Begriff schon einmal aufgegriffen habt, so habt ihr genau die Variante erwähnt, die KEIN BACKUP ist. Ein NAS (Network Attached Storage = Netzwerkspeicher) ist eine reine Ausfallsicherung. In einem NAS sind mehrere Festplatten verbaut, die sich gegenseitig spiegeln. Das bedeutet, fällt eine Festplatte aus, so kann man ganz normal weiterarbeiten, weil eine andere Festplatte deren Aufgabe übernimmt. Der Nachteil allerdings ist: Fehler und gelöschte Dateien werden auch mit gespiegelt (bzw mitgelöscht). Man kommt also nicht in die Vergangenheit, was ein weiterer Sinn eines Backups ist. Zudem kann es passieren, dass in kurzer Zeit zwei Festplatten gleichzeitig ausfallen ohne dass man es merkt, und dann sind die Daten auch für immer verschollen (ich würde es nicht schreiben, wenn es mir nicht schon selber passiert wäre 😉 ).

Systemabbild

(in Windows integriert; Systemsteuerung => Update und Sicherung => „Zu Sichern und Wiederherstellen (Windows 7) wechseln“)

Hier wird ein Backup des kompletten Betriebssystems gemacht. Es enthält das komplette Betriebssystem und alle Bilder, Dokumente etc. . Dies lässt sich über die Windows Sicherung, die bei jedem an Board ist, gut realisieren. Ich empfehle diese Sicherung immer parallel zu der eigentlichen Sicherung laufen zu lassen. Es hat den Vorteil, dass man den kompletten PC wieder unglaublich schnell herstellen kann.

Vollständige Sicherung

Mit einer vollständigen Sicherung werden alle eure Dokumente, Bilder etc. jedes mal neu gesichert. Es erleichtert die Arbeit ungemein, wenn ihr bei eurem Computer bereits eine zweite Partition einrichtet (Das ist sozusagen eine virtuelle zweite Festplatte mit eigenem Laufwerksbuchstaben), auf die ihr eure Dokumente und Bilder speichert. Alternativ könnt ihr bei der Backup Software natürlich auch eure „Dokumente“ und „Bilder“ Ordner auswählen und diese komplett sichern.

Dies hat den Vorteil, dass ihr die Dateien schnell wieder zurückspielen könnt, aber den Nachteil, dass ihr ja jedes mal alle Daten sichert, auch die bereits vorhandenen. Dies verbraucht natürlich unglaublich viel Speicherplatz.

Inkrementelles Backup

Hier werde nur die Dateien gesichert, die sich im Vergleich zur vorherigen Sicherung geändert haben. Dies verbraucht wenig zusätzlichen Speicherplatz, allerdings braucht man alle vorherigen Backups um Dateien wieder herzustellen. Ist eine dieser Dateien Fehlerhaft, lässt sich in der Regel das Backup nicht mehr herstellen.

Differenzielles Backup

Hier erstellt man ein komplettes Backup, und bei jedem Backup werden die Unterschiede zu dem kompletten Backup gesichert (nicht zu dem vorherigen Backup). Dies führt zwar dazu, dass sich das differenzielle Backup schnell aufbläht, aber man braucht nur dieses differenzielle und das komplette Backup um alle Dateien wiederherzustellen.

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Das Backup im Fotografenalltag

Solltet ihr eine Kamera haben, die zwei Speicherkartenslots hat, so empfiehlt es sich, die RAWs auf die schnellere zu schieben (meist die CF Karte) und die JPGs auf die langsamere (meist SD). So habt ihr schon mal ein Kamera internes Backup.

Zu Hause angekommen, kopiert ihr die Bilder von der Kamera auf eure Festplatte. Beim kopieren können ebenfalls Fehler auftreten, also nicht gleich verschieben. So habt ihr die Bilder immer noch auf der Kamera. Kommt es zu Problemen, wenn ihr die Bilder per Kartenleser übertragt, versucht es direkt mit dem USB Kabel an der Kamera.

Habt ihr die Bilder dann in Lightroom oder ein anderes Grafikprogramm importiert und geschaut, dass alles passt, dann löscht die Bilder noch nicht von der Kamera. Wenn nun euer Computer abraucht, wären wieder alle weg. Es ist eigentlich ganz einfach: Alle Bilder müssen immer mindestens doppelt vorhanden sein.

Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt ein Backup zu machen, dann könnt ihr auch danach die Fotos von der Speicherkarte löschen. Denn wenn ihr die Fotos aussortiert (= Fotos gelöscht) habt, und euch in einer Woche einfällt, dass das leicht verschwommene Foto von der Schwieger-Oma doch das einzige war was ihr gemacht habt, kommt ihr sonst in Teufels Küche 😉

Vergesst bitte nicht, euren Lightroom Katalog, die Entwicklungsvoreinstellungen und was ihr sonst noch so an individuellen Einstellungen habt mitzusichern. Die Speicherorte für eure Version und euer Betriebssystem findet ihr hier (auch wenn es hier um die Deinstallation geht) : [>> Adobe Lightroom Verzeichnisse]

Meine aktuelle Backup Strategie schaut übrigens folgendermaßen aus:

  • Die Bilder kommen neben der Festplatte des Notebooks auf mein NAS, an dem zwei Backup Festplatten hängen. 
  • Die eine Festplatte sichert alles komplett, auch die RAWS, die andere sichert nur die bearbeiteten Bilder und davon mehrere Wochen in die Vergangenheit zurück.
  • „Die andere“ Festplatte tausche ich öfter mal aus und wird in der Arbeit gelagert, falls mal das Haus abfackelt.

Somit ist alles mehrere male gesichert, und egal was passiert, ich hab die Bilder immer mindestens einmal noch da.

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2 comments

  1. Definitiv nen unterschätztes Thema…

    Nachdem mir vor ein paar Jahren mal die Festplatte abgeraucht ist und ich den Großteil aller Daten verloren hatte, mache ich den Fehler sicherlich kein zweites mal mehr…

    Hätte ich genügen Kohle locker, würds definitiv ein NAS (in Verbindung mit nem Paspberry Pi) werden, aber da ich mein Geld lieber in Kamera, Objektive usw. investiere, muss bis dahin ne externe Festplatte als Sicherungsort ausreichen 😀

  2. Ich danke Ihnen für den interessanten Artikel. Gerade für Fotografen, die von Berufs wegen sehr viele Daten aufbewahren, müssen diese unbedingt auch gut sichern, sonst kann es im Ernstfall zu unangenehmen Datenverlusten kommen.
    Beste Grüße
    Leonard

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