Der Grundlagenbeitrag.

Blende? Brennweite? ISO? Verschlusszeit? Wieso, weshalb, warum. Wer nicht fragt bleibt dumm.
Folgender Beitrag ist besonders für Anfänger empfohlen. Wir wollen die wichtigsten Parameter an einer Kamera besprechen.

Hier schonmal der „Spickzettel“. Ausdrucken, in die Kameratasche damit und du bist gut gerüstet.

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Die Blende

Die Blende beeinflusst:

  • Die Belichtung
  • Die Tiefenschärfe
  • Die allgemeine Bildschärfe

Die Blende siehst du, wenn du vorn in dein Objektiv reinschaust. Verstell die Blende und mach ein Foto, du wirst sehen dass sich die Lamellen unterschiedlich weit zusammenziehen. Welche Blende man einstellen kann, bestimmt das Objektiv. Je größer es gebaut ist, desto weiter lassen sich die Lamellen öffnen. Solche Objektive mit der Möglichkeit die Blende weit zu öffnen, bezeichnet man als „lichtstark“.

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Die Blende (wie weit die Lamellen geöffnet sind) bestimmt wie viel Licht in welchem Winkel auf den Sensor fällt. Dieses wird in sogenannten Blendenstufen angegeben, die mit fXX bezeichnet werden. Es gibt folgende Blendenstufen:

1.0 – 1.4 – 2.0 – 2.8 – 4 – 5.6 – 8 – 11 – 16

(Je kleiner die Zahl, desto offener die Blende)

Belichtung:
Mit jeder Blendenstufe fällt doppelt so viel Licht wie vorher auf den Sensor. Deshalb solltest du, wenn du im dunkeln fotografieren willst, die Blende möglichst weit öffnen (kleiner f-Wert).

Tiefenschärfe:
Ist die Öffnung größer, können Lichtstrahlen in größerem Winkel auf den Sensor fallen. Dadurch werden die Bereiche, die nicht im Fokus liegen, stärker unscharf. Deshalb nutzt man, wenn man eine geringe Tiefenschärfe haben will (wie bei Portraits oder Makro-Fotografie) eine offene Blende, für eine schöne Freistellung. Deshalb sind Objektive mit der Möglichkeit die Blende weit zu öffnen sehr begehrt und teuer.

Allgemeine Bildschärfe:
Die Blende beeinflusst die allgemeine Bildschärfe. Denn, je weiter geöffnet die Blendenlamellen sind, desto  mehr Fläche der Linsen wird benutzt und desto leichter können optische Fehler auftreten. Schließt man die Blende sind diese Schwächen häufig verkleinert und Objektive bilden schärfer ab. Diese Art der Unschärfe heißt Aberrationsunschärfe.

Ist es nun so, dass, je weiter man die Blende schließt, das Bild schärfer wird? Nein, denn auf der anderen Seite, bei stark geschlossener Blende, gibt es die Beugungsunschärfe. Wenn die Öffnung, durch die das Licht muss, sehr klein ist, beginnt es zu streuen. Deshalb leiden Fotos die ab einer Blende von ungefähr 13-16 geschossen sind, immer unter einer gewissen Detailunschärfe.

Die meisten Objektive haben ihre beste Abbildungsleistung bei f5.6-8. Also der Punkt, bei dem die Aberrationsunschärfe durch Schließen der Blende minimiert wurde, aber die Beugungsunschärfe noch nicht so stark ist. Dieser Wert liegt, je nach Objektivgüte, bei einer weiter geöffneten Blende (durch verringerte Aberrationsunschärfe). Dieser Wert, bei dem das Objektiv seine optimale Leistung hat, heisst kritische Blende.

 

Die Verschlusszeit

Die Verschlusszeit beeinflusst:

  • Die Belichtung
  • „verwackelte“ Bilder
  • Die Bewegungsunschärfe

Die Verschlusszeit (Auch Belichtungszeit genannt) gibt an, wie lange sich der Verschluss einer Kamera öffnet und wie lange daher das Licht auf den Sensor (Film) fällt. Die Belichtungszeit wird in Sekunden oder deren Bruchteilen angegeben.

Ein Kameraverschluss verfügt über verschiedene Lamellen, die den Sensor für die bestimmte (eingestellte) Zeit freilegen. Ab einer bestimmten Verschlusszeit (je nach Sensorgröße kürzer als ungefähr 1/200s) wird nicht mehr der komplette Vorschluss geöffnet, sondern ein Streifen, je nach Zeit schmaler, fährt über den Sensor und öffnet so nur kleine Teile dessen.

Hier könnte ein Bild von einem Verschluss stehen.
Der Verschluss der Canon 6D.

Das hat insbesondere Einfluss auf Filmer. Zum einen gibt es den Rolling Shutter Effekt: Der obere Teil des Sensors wird durch den abwärts fahrenden Spalt eher belichtet als der untere, dadurch verschieben sich Bildteile innerhalb einer Aufnahme. Zudem wirkt sich die Verschlusszeit auf die Arbeit mit Blitzen aus: wenn der Shutter nur an einer Stelle offen ist und der extrem kurze Blitz zündet, ist nur diese kleine geöffnete Stelle geblitzt belichtet, der Rest nicht. (Siehe Blitzsynchronisationszeit)

Belichtung
Je länger das Licht auf den Sensor fällt, desto mehr Licht fällt auf die entsprechenden Fotodioden im Sensor und umso heller wird das Bild.

„verwackelte“ Bilder
Wenn das Licht nur ganz kurz auf den Sensor fällt, hat man keine Zeit mehr, durch Bewegungen der Hände das Bild zu verwackeln. Als Faustregel gilt: Für scharfe Bilder die Belichtungszeit allerhöchstens auf 1/Brennweite des Objektivs stellen. Im Zweifel lieber noch etwas kürzer belichten – dann sind verwackelte Bilder beinahe ausgeschlossen!
Beispiel: Du schießt ein Foto bei 150mm Brennweite. Zeit also: 1/150s Minimum. Und das ist wirklich das absolute Minimum. Am besten kürzer! 50mm = 1/50s. Und so weiter. Achtung: Bei APS-C Kameras mit kleinerem Sensor (und deine ist bestimmt eine!) muss man die Zahl unter dem Bruch mit 1,5 multiplizieren. Bei 150mm sind es also 1/225s, bei 50mm 1/70s und so weiter!

Bewegungsunschärfe
Kurze Belichtungszeiten sind dafür geeignet Objekte einzufrieren. In der Zeit in der der Verschluss geöffnet ist und Licht auf den Sensor fällt, hat das Objekt noch Zeit sich zu bewegen.

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Ist das Objekt schnell (zum Beispiel ein Auto oder rennender Hund) dann verwischt es. Kommt man in Bereiche von 1/1000 Sekunden, dann bewegt sich selbst ein schnelles Auto in dieser Zeit kaum und ist absolut scharf.

Bei 1/6400 wird selbst eine schnell geschwungene Peitsche scharf.
Bei 1/6400 wird selbst eine schnell geschwungene Peitsche scharf.

 

Die ISO

Die ISO beeinflusst:

  • Belichtung
  • Bildqualität

Die ISO ist ein künstlicher Wert, der anzeigt, wie sehr das ankommende elektrische Signal des Sensors verstärkt wird, um ein Bild korrekt zu belichten. ISO werden in standardisierten Werten angegeben (deshalb die merkwürdigen Zahlen) und beginnt bei den meisten Kameras bei ISO 100, das ist die normal ausgegebene Signalstärke der Kamera. Jede Verdopplung des Wertes bedeutet die Belichtung um eine Blendenstufe mehr.

Belichtung
Je höher die ISO, desto heller wird das Foto. Je niedriger, desto dunkler. Die ISO ist die „Lichtreserve“.

Bildqualität
Wie alle guten Sachen, hat auch die ISO ihre Nachteile. Man kann nicht einfach so, verlustfrei die Bilder heller und heller machen. Denn ein elektrisches Signal beinhaltet Rauschen. Das ist von verschiedenen Faktoren, besonders des Sensors abhängig: Wie wird der Sensor gekühlt, wie groß sind die einzelnen Fotodioden und wie wird das Signal abgenommen. Denn verstärkt man das Signal, verstärkt man auch das Rauschen. Bei geringer Verstärkung ist das unerheblich, aber wenn das „normale“ Signal (bei wenig Licht) schon schwach ist und man das Signal stark verstärken muss, kann Hintergrundrauschen sichtbar werden. Darunter leidet auch Bildschärfe und die Farbwiedergabe.

Doch einen häufigen Irrtum gibt es. Nein, geringere ISO-Werte, wie zum Beispiel ISO50, bieten demnach NICHT die beste Bildqualität. Denn da wurde das Ursprungssignal künstlich verringert, was zwar keine enormen Qualitätseinbußen nach sich zieht, aber immer noch eine Verschlechterung im Vergleich zur „Basis-ISO“ darstellt.

Extreme ISO-Werte (wie in diesem Fall ISO8000) beinflussen die Bildqualität sehr negativ
Extreme ISO-Werte (wie in diesem Fall ISO8000) beinflussen die Bildqualität sehr negativ, können aber trotzdem genutzt werden um „Momente“ einzufangen.

 

Die Brennweite

Die Brennweite gibt den „Zoom“ eines Objektivs in Millimetern an. Je höher die mm Zahl, desto weiter entfernte Objekte kann man sensorfüllend abbilden. Und, je kleiner die Zahl, desto größer der Blickwinkel. Die Brennweite ist ein sehr wichtiges Element der Bildgestaltung.  Mehr zum Thema Brennweite gibt es hier.

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Eine geringere Brennweite und damit kurzer Abstand zum Objekt, gibt dem Foto häufig Räumlichkeit.

Man unterscheidet Objektive in Folgende Klassen:

Normalobjektiv

  • ca. 40-50mm Brennweite – entspricht etwa dem Bildwinkel des menschlichen Auges

Tele- bzw. Fernobjektiv

  • Portraitobjektiv – 85-100mm
  • Standardtele – 135-200mm
  • Supertele – 300-1200mm oder mehr

Weitwinkelobjektiv

  • Reportageobjektiv – 28-35mm
  • Super- oder Ultraweitwinkel – 14-24mm
  • Fischaugenobjektiv (Weitwinkel mit kugelförmiger Verzerrung) – 6-20mm

 

Bei Fragen ist die Kommentarfunktion gern gesehen!

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One comment

  1. Sehr prägnant und gut!

    Dir ist es auch gut gelungen die Blance zwischen Informationen weglassen, weil es sonst zu lang wird, und es dennoch erschöpfend genug zu beschreiben das es verstanden wird!

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